Künstliche Intelligenz ist im betrieblichen Alltag angekommen – doch die Stimmung schwankt zwischen Skepsis und Enthusiasmus. Viele Unternehmen sehen deutliche Vorteile: schnellere Analysen, effizientere Abläufe und einen spürbaren Innovationsschub. Gleichzeitig bremsen Datenschutzauflagen, rechtliche Unsicherheiten und Zweifel an der Ergebnisqualität den Einsatz.
Chancen und Hürden zugleich
- Vorteile: 70 Prozent sehen die Stärke von KI in schnelleren und präziseren Problemanalysen. 63 Prozent betonen die Prozessbeschleunigung, 62 Prozent den Zugang zu Expertenwissen. Fast ebenso viele (59 Prozent) betrachten KI als Garant für Zukunftsfähigkeit. Überraschend gering ist dagegen die Erwartung, Kosten zu sparen – nur 2 Prozent nennen diesen Aspekt.
- Hemmnisse: Auf der Gegenseite stehen strenge Datenschutzanforderungen (73 Prozent), rechtliche Hürden (68 Prozent) und die Sorge um unzuverlässige Ergebnisse (65 Prozent).
Das zeigt: Unternehmen sind überzeugt von den Potenzialen – aber sie bewegen sich in einem unsicheren regulatorischen Umfeld.
Wo KI schon genutzt wird
- Produktion und Dienstleistungen liegen mit 46 Prozent klar an der Spitze. Hier sorgt KI für Effizienzsteigerungen, Qualitätskontrolle oder vorausschauende Wartung.
- IT (37 Prozent) und Marketing (35 Prozent) folgen mit großem Abstand, was auf datengetriebene Einsatzfelder wie Prozessautomatisierung, Kampagnensteuerung und Zielgruppenanalysen hinweist.
- Vertrieb (29 Prozent) und Management (27 Prozent) nutzen KI zunehmend für Prognosen, Entscheidungsunterstützung und Marktanalysen.
- Forschung & Entwicklung (25 Prozent) zeigt, dass KI auch in Innovationsprozessen Fuß fasst – etwa bei Simulationen oder in der Produktentwicklung.
- Deutlich abgeschlagen sind Kundendienst (15 Prozent) und Personalwesen (8 Prozent). Gerade in HR überrascht der geringe Anteil, da in anderen Studien Chatbots, Matching-Tools oder automatisierte Bewerbungsanalysen bereits häufig genannt werden.
Die Daten unterstreichen: KI ist kein reines IT-Thema mehr, sondern durchdringt verschiedene Wertschöpfungsbereiche. Gleichzeitig bleibt Potenzial in Bereichen wie Kundenservice oder HR bislang ungenutzt – hier könnten in den kommenden Jahren starke Zuwächse entstehen.
Neue Möglichkeiten im HR-Alltag
- Entlastung bei Routineaufgaben (61 Prozent): Ganz vorn steht die Hoffnung, administrative Tätigkeiten zu automatisieren – etwa bei Bewerberkommunikation, Terminvereinbarungen oder Vertragsmanagement.
- Formulierung von Stellenanzeigen (48 Prozent): Fast die Hälfte der Unternehmen sieht hier konkrete Vorteile, KI kann Texte schneller, passgenauer und zielgruppenorientierter gestalten.
- Empfehlung individueller Weiterbildungsmaßnahmen (40 Prozent): Immerhin vier von zehn Betrieben trauen der Technologie zu, personalisierte Entwicklungspfade auf Basis von Kompetenzprofilen zu entwerfen.
- Identifizierung von Kandidaten für Stellenbesetzungen (28 Prozent): Am schwächsten bewertet ist der Einsatz im Recruiting. Offenbar überwiegen hier noch Skepsis und rechtliche Bedenken, etwa hinsichtlich Datenschutz oder Diskriminierungsrisiken.
Noch ist KI also vor allem ein Helfer für die Verwaltung, weniger ein Instrument für strategische Personalentwicklung. Mit klareren Regeln und wachsendem Vertrauen dürfte sich dieser Fokus jedoch verschieben.
Ausblick: Vom Helfer zum Wettbewerbsfaktor
Künstliche Intelligenz ist kein fernes Zukunftsversprechen mehr, sondern betriebliche Realität. Sie schafft Tempo, Wissen und neue Spielräume. Doch solange Rechtsklarheit und breite Akzeptanz fehlen, bleibt das Potenzial gebremst. Jetzt entscheidet sich, wer vorn mitspielt: Unternehmen, die mutig investieren, Erfahrungen sammeln und ihre Beschäftigten einbeziehen, sichern sich den Vorsprung. Denn die Frage lautet nicht mehr, ob KI kommt, sondern wie schnell sie zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor wird.
Fotos/Illustrationen: iStock / Golden Sikorka, Nuthawut Somsuk