In Bremen und Bremerhaven wurden von NORDMETALL nach Zustimmung der Senatorin für Kinder und Bildung knapp 700 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen elf bis 13 befragt, die an fünf Gymnasien, fünf Oberschulen und einem Beruflichen Gymnasium unterrichtet werden. Ebenso beantworteten Geschäftsführungen, Personal- und Ausbildungsleitungen aus 44 Bremer und Bremerhavener Betrieben mit mehr als 54.000 Beschäftigten und Schwerpunkt in der Metall- und Elektroindustrie verschiedene Fragestellungen.
Zentrale Ergebnisse der Bremer NORDMETALL-Jugendstudie sind unter anderem: Die befragten Jugendlichen ticken traditionell: Sorgfalt und Zuverlässigkeit (80 Prozent), Disziplin und Pünktlichkeit (76 Prozent), aber auch Kommunikationsfähigkeit (67 Prozent) halten sie für „sehr wichtige“ Eigenschaften im Berufsleben, ähnlich wie vor zwei Jahren Hamburgs Jugendliche. Demgegenüber sehen Arbeitgeber im Land Bremen die Arbeitsmotivation (95 Prozent) und die Teamfähigkeit (68 Prozent) ihrer Beschäftigten als besonders wichtig an.
Die Jugendlichen schätzen Mathematik (30 Prozent), Englisch (36 Prozent) und Deutsch (22 Prozent) als Schulfächer weit weniger als die Betriebe, von denen 86, 67 und 98 Prozent diese Fächer für wichtig oder sehr wichtig halten – für das Fach Deutsch besteht hier ein eklatanter Bewertungsunterschied, wie er noch in keinem bisher untersuchten norddeutschen Bundesland deutlich wurde. Auch die betrieblich wichtigen Fächer Wirtschaftslehre, Physik und Informatik stießen bei den Schülerinnen und Schülern mit 14, elf und sechs Prozent auf weit geringeres Interesse als bei den Arbeitgebern (67, 44 und 54 Prozent).
Die meisten Bremer Jugendlichen wünschen sich vor allem eine gute Bezahlung (69 Prozent). Zugleich unterschätzen sie den Einstiegsverdienst in der Metall- und Elektroindustrie nach der Berufsausbildung ausgesprochen stark um mehr als ein Drittel (mehr als 1.300 Euro im Monat für Azubis
und mehr als 74.000 Euro pro Jahr im Durchschnitt).
Nach der Schule steht das Studium an einer Hochschule bei 40 Prozent der befragten Jugendlichen an erster Stelle. 20 Prozent wollen sich selbstständig machen oder ein Auslandsjahr absolvieren. 23 Prozent bevorzugen ein duales Studium. Schulpraktika (85 Prozent), die Familie (53 Prozent) sowie Social Media (44 Prozent) prägen die Berufsorientierung der Schülerinnen und Schüler. Während 43 Prozent der Jugendlichen die Berufsorientierung an ihren Schulen als gut oder sehr gut bezeichnen und 23 Prozent als mangelhaft oder ausreichend, bewerten die bremischen Arbeitgeber diese Schulangebote zu null Prozent als sehr gut, zu 26 Prozent als gut und zu 28 Prozent als mangelhaft oder ausreichend. 14 Prozent der Jugendlichen würden in der M+E-Industrie arbeiten wollen, 41 Prozent könnten sich das „vielleicht“ vorstellen, mehr als in Hamburg oder Mecklenburg-Vorpommern.
Thomas Küll, Abteilungsleiter Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte bei NORDMETALL und AGV NORD zieht klare Konsequenzen aus den Studienergebnissen: „Leben und Arbeit werden durch die Digitalisierung zunehmend komplexer und schneller. Deshalb werden Kompetenzen im Umgang mit der Informationstechnologie für unsere Mitgliedsunternehmen immer wichtiger. Schulische Inhalte dieser Art sind daher fächerübergreifend zu behandeln und deutlich zu stärken. Bremen sollte darüber hinaus nach dem Vorbild anderer Bundesländer die Einführung des Faches Informatik erwägen. Sehr erfreulich ist, dass 90 Prozent der Jugendlichen positiv in die Zukunft schauen und dass fast die Hälfte daran interessiert ist, sich im Berufsleben zu engagieren und Führungsverantwortung zu übernehmen. Das sind gute Nachrichten für Bremen und seine Industrie.“
Prof. Dr. Stefan Wiedmann, Präsident und Vorstand NORDAKADEMIE, zeigt sich ermutigt: „Die Wirtschaft in Bremen trifft aktuell auf eine Nachwuchsgeneration, die dem Arbeitsleben mit großem Gestaltungswillen und hoher Zukunftsorientierung begegnet. Besonders in den Bereichen IT und Technik – den zentralen Wachstumsfeldern mit dem größten Fachkräftebedarf – bringt die NORDAKADEMIE ihre besonderen Stärken ein. Als norddeutsche Stiftung und Hochschule der Wirtschaft mit enger Vernetzung zu Unternehmen in Bremen verstehen wir uns als Brücke zwischen Theorie und Praxis.“
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Fotos: istockphoto (Yulia Arsenova), shutterstock (OneLineStock)