Zum Inventar der Dröge GmbH gehört seit Kurzem eine Hüpfburg für Kinder. Für einen Mittelständler, der auf die technische Ausrüstung von Milchviehställen spezialisiert ist, ein eher ungewöhnlicher Erwerb. „Stimmt“, sagt Tom Hardtke. „Aber ich habe das so entschieden.“ In dem knappen Satz schwingt ein nachdrücklicher, fast trotziger Ton mit. Er konnte so entscheiden, weil er der Firmenchef ist, der geschäftsführende Gesellschafter der Dröge GmbH. Seit fast drei Jahren. Eine komfortable Position.

„Ich muss keine fragwürdigen Entscheidungen mehr von Vorgesetzten hinnehmen“, sagt Hardtke. Das habe ihm immer missfallen. Die Hüpfburg war zum jährlichen Familientag der Firma bislang immer teuer angemietet worden. Die einmalige Investition rechne sich, so Hardtke, zumal die Beschäftigten die Hüpfburg auch zu privaten Anlässen nutzen können. Er hat so entschieden. Da klingt auch eine gewisse Genugtuung an.
Auf einer einstündigen Autofahrt vom Firmensitz in Mistorf bei Güstrow zu einer Baustelle in Greven bei Lübz erzählt Tom Hardtke, dass er schon in frühen Jugendtagen zum Beispiel als Kapitän seiner Fußballmannschaft gern „angeführt und organisiert“ habe. „Ich konnte mir deshalb auch nur schwer vorstellen, auf der beruflichen Karriereleiter in einem Unternehmen alle Stufen mitzunehmen.“
Nach einem Studium im Fach Wirtschaftsingenieurwesen an der Uni Rostock und inspiriert durch einen Freund, der sich mit einem Ingenieurbüro selbstständig gemacht hatte, reifte die Idee, sich nach Firmen umzuschauen, deren Eigentümer einen Nachfolger suchen.
Ein bestehendes Unternehmen zu übernehmen, habe den Vorteil, gleich „auf den Chefsessel wechseln zu können“. Seit einigen Jahren sind mehr als 10.000 Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern bemüht, eine Nachfolgeregelung zu finden. Zumal jetzt viele Unternehmer im Nordosten in den Ruhestand gehen wollen, die nach 1990 die Chance ergriffen hatten, ein eigenes Unternehmen aufzubauen.
Auf diversen Webportalen, zum Beispiel der „Nachfolgezentrale MV“, sind zahlreiche solcher Firmen registriert. „Die Auswahl ist groß. Doch auf einen geeigneten Betrieb zu treffen, ist fast so schwierig, wie auf einem Datingportal das passende Pendant zu finden“, bemüht Hardtke einen naheliegenden Vergleich. Über Jahre hat er mehr als ein Dutzend Firmen näher angesehen und sich regelrecht „in die Nachfolge-Thematik reingearbeitet“. Es sei ein äußerst komplexes Unterfangen, daher rät der 34-Jährige allen Interessierten zu einer begleitenden professionellen Beratung. „Das betriebswirtschaftliche Zahlenwerk zu durchblicken, ist nicht so einfach, zumal davon entscheidend die Höhe des Kaufpreises abhängt.“
Doch viel stärker falle der subjektive Faktor ins Gewicht. Viele der älteren Firmenchefs hätten sich beispielweise daran gestoßen, „dass ich zu jung wäre“. Zudem gäbe es sehr überzogene Preisvorstellungen, die oft nicht mit der realen Unternehmensbilanz konform gehen. Bei einem seiner letzten Anläufe beispielsweise war die Übernahme kurz vor der Unterschrift geplatzt, weil der Verkäufer plötzlich einige Hunderttausend Euro zusätzlich forderte.


bauleitenden Monteur Tom Bartels.
Die Umsatzzahlen waren stabil
Da sich Tom Hardtke im Internet auch als interessierter Nachfolger präsentierte, wurde eines Tages der Vorbesitzer der Dröge GmbH, Stefan Hobelsberger, auf ihn aufmerksam. Die 1990 gegründete und im dörflichen Mistorf ansässige Spezialfirma überzeugte Hardtke mit seit Jahren stabilen Umsatzzahlen und einer soliden Geschäftslage.
Die Firma, die seit 2024 Mitglied des AGV NORD ist, ist darauf spezialisiert, Melkanlagen des Herstellers Lemmer Fullwood zu montieren und Milchviehställe komplett technisch auszurüsten sowie die Wartung und den Service zu gewährleisten. „Zwischen Herrn Hobelsberger und mir passte es auf Anhieb, wir trafen uns auf einer Wellenlänge.“ Nach lediglich fünf Monaten war die Übernahme besiegelt und Tom Hardtke fortan Chef von fast 30 Beschäftigten. Nach Mistorf benötigt er mit dem Auto gut eine halbe Stunde von Groß Lüsewitz bei Sanitz, wo er mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern wohnt.


Ein Karussell erleichtert den Melkprozess
Die Autofahrt zu einer Baustelle wie in Greven, wo derzeit sieben seiner Mitarbeiter in einem Milchviehbetrieb ein neues Melkkarussell aufbauen, ist für Geschäftsführer Hardtke eher die Ausnahme. Um das operative Geschäft kümmern sich die Bereichsleiter, er selbst ist „mit strategischen Dingen sowie Personal- und Marketingfragen und dem Vertrieb“ beschäftigt. Die Tour nach Greven nutzt der Chef, um einige Bauteile, die zur Montage benötigt werden, mitzunehmen. In der Milchviehanlage übergibt er sie seinem bauleitenden Monteur Tom Bartels. Der 24-Jährige ist mit seinen Kollegen seit einigen Wochen damit beschäftigt, das neue Melkkarussell in ein vorhandenes Gebäude zu integrieren.
Der Bauplatz, auf dem zuvor ein stillgelegtes Melkkarussell aus DDR-Zeiten stand, erwies sich als eng bemessen. Beim Umrunden der Melkanlage verbleibt wenig Raum zwischen Wand und Stahl. Hingegen erscheint der kreisförmige Innenraum wie eine Zirkusarena. „Das Karussell ist für 52 Kühe ausgelegt, die zugleich gemolken werden können“, erzählt Bartels und zeigt auf einen der Melkstände. „Die Anlage ist ein sogenannter Außenmelker. Das heißt, die Kuh steht mit dem Kopf zum Innenkreis, und am Außenring legen zwei Melker das Melkzeug an die Tiere an.“ Pro Stunde können damit 250 bis 300 Milchkühe in dem Melkkarussell abgefertigt werden.
Jeder Melkstand ist mit elektronischem Equipment bestückt, um das Melken zu überwachen und von jeder Kuh individuelle Daten zu erfassen. Dazu trägt jedes Tier an der Fessel am rechten Hinterbein ein sogenanntes Pedometer. Das sei so etwas wie der elektronische Personalausweis der Kuh, erklärt Bartels, der sich als gelernter Landwirt gut mit der Materie auskennt. „Gespeichert werden alle relevanten Daten zum Lebenslauf, zu Krankheiten und zu Kalbungen.“ Beim Aufbau der Anlage setzt Bartels mit seinen Kollegen ein „riesiges Puzzle“ zusammen, wie er sagt. Zur Mannschaft gehört auch Sven Hühn, der neu im Team ist. „Dröge hat meine alte Firma in Vorderhagen bei Boizenburg Anfang 2025 übernommen“, erzählt der 50-jährige Servicetechniker.
Sein neuer Chef Tom Hardtke nickt. „Mit diesem Zukauf haben wir qualifizierte Mitarbeiter und Know-how sowie Marktanteile im Norden hinzugewonnen.“ Der Unternehmer lächelt, es sei eine Nachfolgeregelung der besonderen Art gewesen, weil beide Betriebe bereits langjährig zusammenarbeiten.
„Als Inhaber muss ich keine
fragwürdigen Entscheidungen
mehr von Vorgesetzten
hinnehmen.“
– Tom Hardtke

Nachfolgebörsen
Um verkaufswillige Unternehmer und Käufer, die an der Übernahme einer Firma interessiert sind, miteinander in Kontakt zu bringen, gibt es in Deutschland zahlreiche Nachfolgebörsen.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) betreibt mit „nexxt-change“ die bundesweit größte Unternehmensbörse. In den verschiedenen Bundesländern bieten zahlreiche regionale Börsen diesen Service. Unterstützt durch die IHKs und Handwerkskammern im Land betreibt in Mecklenburg-Vorpommern die Bürgschaftsbank MV die „Nachfolgezentrale MV“, auf der sich Verkäufer und Käufer präsentieren können.
Fotos: Dröge GmbH (Christian Gierke); Christian Augustin