Was ist, wenn ich den Schülerausweis verloren habe?“ – Fragen wie diese gehören an der Gretel-Bergmann-Schule in Hamburg-Allermöhe zum Alltag. Die Stadtteilschule mit zwei Standorten und mehr als 1.200 Schülerinnen und Schülern ist ein lebendiger Ort – aber auch eine organisatorische Herausforderung. Um die Schulbüros zu entlasten, haben Lehrerin Charlotte, Informatikstudentin Ellis und Lehramtsstudentin Pia einen Chatbot entwickelt: „Kleine Gretel“. Er beantwortet rund 100 häufig gestellte Fragen– verständlich, rund um die Uhr und in mehreren Sprachen. „Wir wollten eine Lösung schaffen, die einfach funktioniert – für Kinder, Eltern und das Schulbüro“, erklärt Ellis. Das Projekt war Teil des bundesweit beachteten Pilotprogramms „zukunft.digital“ der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), entwickelt zusammen mit der Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung und der NORDMETALL-Stiftung.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Die Einführung digitaler Technologien stellt Schulen vor enorme Herausforderungen. Fehlende Ressourcen, Zeitmangel und Unsicherheit im Umgang mit neuen Tools bremsen viele Vorhaben aus. Gleichzeitig bietet der digitale Wandel große Chancen, Schule neu zu denken und Lernprozesse individueller zu gestalten. Genau hier setzt „zukunft.digital“ an: In multiprofessionellen Tandems arbeiten Lehramts- gemeinsam mit Informatikstudierenden ein Schulhalbjahr lang an konkreten Innovationsprojekten an Schulen – eine wertvolle Ergänzung und Vertiefung ihres Studiums. Lehrkräfte wiederum schätzen den unverstellten Blick von außen und die methodische Unterstützung durch die Tandems.
Das Team der Gretel-Bergmann-Schule fand sich im Rahmen eines Matching-Workshops zusammen und arbeitete mehr als drei Monate lang regelmäßig online und vor Ort an der Umsetzung. Dabei war es ihnen besonders wichtig, dass der Chatbot auf Akzeptanz bei Schülerinnen, Schülern, Lehrkräften und Eltern stößt: „Eine der wichtigsten Erkenntnisse war für mich, dass das Verstehen von Algorithmen helfen kann, Unsicherheiten und Ängste gegenüber KI abzubauen. Transparenz im Umgang mit KI ist ein entscheidender Faktor, um Akzeptanz zu schaffen,“ erklärt Lehramtsstudentin Pia. Auch Schülerinnen und Schüler haben sie kreativ mit eingebunden: In einem Gestaltungsworkshop entwickelten sie Icons für den Chatbot – freundlich, klar und altersgerecht.
Im ersten Durchgang von „zukunft.digital“ haben vier Hamburger Schulen mithilfe solcher Projekttandems ihre individuellen Bedarfe in innovative KI-Projekte übersetzt. So entstanden neben dem Chatbot zum Beispiel Lernbausteine für eine Projektwoche, die Schülerinnen und Schüler kreativ, praxisnah und kritisch-reflektiert an den Umgang mit Künstlicher Intelligenz heranführen. In einem anderen Tandem entwickelten die Studierenden Unterrichtsmaterialien zum sogenannten Prompting – mit dem Ziel, Lehrkräfte und Lernende zu befähigen, KI-gestützte Tools kompetent und verantwortungsvoll einzusetzen.

Engagiert für Schulinnovation
Die Projektverantwortlichen bei der DKJS sehen im Programm einen wichtigen Hebel für Schulentwicklung: „Zwischen Vision und Wirklichkeit digitaler Bildung klafft oft eine Lücke, die durch ‚zukunft.digital‘ überbrückt werden kann“, sagt Projektkoordinatorin Celestine Kleinesper. „Hier werden Schulen und junge Menschen befähigt, tragfähige und bedarfsorientierte Lösungen umzusetzen. Durch die gemeinschaftliche Entwicklung von Projektideen werden neue Perspektiven eröffnet und wertvolle Impulse für innovative Bildung gesetzt.“
Seit der Startphase des Programms ist die NORDMETALL-Stiftung als Hauptförderin und Mitgestalterin an der Seite der DKJS. „‚zukunft.digital‘ passt perfekt zu unserem Ziel, digitale und informatische Bildung zeitgemäß und praxisnah zu gestalten“, erklärt Maren Riepe, Leiterin des Bereichs Bildung und Wissenschaft. „Wir möchten Lehrkräfte dabei unterstützen, sich die Chancen und Herausforderungen digitaler Tools zu erschließen und neue Wege zu gehen.“ Die „kleine Gretel“ zeigt, wie KI-Lösungen in der Schule ganz konkret helfen können. Durch den Chatbot wird nichts ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt und entlastet. Die Gretel-Bergmann-Schule hat sich durch das Projekt nicht nur zukunftsfähiger aufgestellt, sondern auch wertvolle Impulse erhalten – durch ein Tandem, das technisches Knowhow und pädagogisches Verständnis sinnvoll vereinte.
Und es geht weiter: Mit zehn neuen Tandems, frischen Ideen und kontinuierlicher Begleitung ist „zukunft.digital“ im April 2025 in die zweite Runde gegangen – und macht jetzt schon Mut, die Zukunft der Bildung aktiv zu gestalten.


Fotos: DKJS